Ilsebill

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Gebrüder Grimm

Von dem Fischer und seiner Frau

Es war einmal ein Fischer und seine Frau, die wohnten zusammen in einem alten Pott dicht an der See, und der Fischer ging alle Tage hin und angelte, und er angelte und angelte. So saß er auch einmal mit seiner Angel und schaute immer in das klare Wasser hinein, und er saß und saß.

Da ging die Angel auf den Grund, tief, tief hinab, und wie er sie heraufholte, da zog er einen großen Butt heraus. Da sagte der Butt zu ihm: »Höre, Fischer, ich bitte dich, laß mich leben, ich bin kein richtiger Butt, ich bin ein verwünschter Prinz. Was hilft es dir, wenn du mich tötest? Ich würde dir doch nicht recht schmecken. Setz mich wieder ins Wasser und laß mich schwimmen!«

»Nun«, sagte der Mann, »du brauchst nicht so viele Worte zu machen, einen Butt, der sprechen kann, werde ich doch wohl schwimmen lassen.« Damit setzte er ihn wieder in das klare Wasser hinein, und der Butt schwamm zum Grund hinab und ließ einen langen Streifen Blut hinter sich. Der Fischer aber stand auf und ging zu seiner Frau in den alten Pott.

»Mann«, sagte die Frau, »hast du heute nichts gefangen?«

»Nein«, sagte der Mann, »ich habe einen Butt gefangen, der sagte, er sei ein verwünschter Prinz, da habe ich ihn wieder schwimmen lassen.«

»Hast du dir denn nichts gewünscht?« sagte die Frau.

»Nein«, sagte der Mann, »was sollte ich mir denn wünschen?«

»Ach«, sagte die Frau, »es ist doch übel, hier immer in dem alten Pott zu wohnen, der stinkt und ist so eklig; du hättest uns doch eine kleine Hütte wünschen können. Geh noch einmal hin und rufe den Butt und sage ihm, wir wollen eine kleine Hütte haben. Er tut das gewiß.«

»Ach«, sagte der Mann, »was soll ich da noch mal hingehen?«

»I«, sagte die Frau, »du hast ihn doch gefangen gehabt und hast ihn wieder schwimmen lassen, er tut das gewiß. Geh nur gleich hin!« Der Mann wollte noch nicht so recht; aber er wollte auch seiner Frau nicht zuwiderhandeln, und so ging er denn hin an die See. Als er da nun hinkam, war die See ganz grün und gelb und gar nicht mehr so klar. Da stellte er sich denn hin und rief:

»Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
myne Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.«

Da kam der Butt angeschwommen und sagte: »Na, was will sie denn?«

»Ach«, sagte der Mann, »ich hatte dich doch gefangen, nun sagt meine Frau, ich hätte mir etwas wünschen sollen. Sie mag nicht mehr in dem alten Pott wohnen, sie wollte gerne eine Hütte.«

»Geh nur hin«, sagte der Butt, »sie hat sie schon.«

Da ging der Mann hin, und seine Frau saß nicht mehr in dem alten Pott, aber es stand nun eine kleine Hütte da, und seine Frau saß vor der Tür auf einer Bank. Da nahm ihn seine Frau bei der Hand und sagte zu ihm: »Komm nur herein, siehst du, nun ist das doch viel besser.«

Da gingen sie hinein, und in der Hütte war ein kleiner Vorplatz und eine kleine hübsche Stube und eine Kammer, wo für jeden ein Bett stand, und Küche und Speisekammer und ein Geräteschuppen waren auch da, und alles war auf das schönste und beste eingerichtet mit Zinnzeug und Messingzeug, wie sich das so gehört. Und hinter der Hütte, da war auch ein kleiner Hof mit Hühnern und Enten und ein kleiner Garten mit Gemüse und Obst.

»Siehst du«, sagte die Frau, »ist das nicht nett?«

»Ja«, sagte der Mann, »so soll es bleiben; nun wollen wir recht vergnügt leben.«

»Das wollen wir uns bedenken«, sagte die Frau. Und dann aßen sie etwas und gingen zu Bett.

So ging das wohl acht oder vierzehn Tage, da sagte die Frau: »Hör, Mann, die Hütte ist auch gar zu eng, und der Hof und der Garten sind so klein. Der Butt hätte uns wohl auch ein größeres Haus schenken können. Ich möchte wohl in einem großen steinernen Schloß wohnen. Geh hin zum Butt, er soll uns ein Schloß schenken!«

»Ach, Frau«, sagte der Mann, »die Hütte ist ja gut genug, was sollen wir in einem Schloß wohnen?"

»I was«, sagte die Frau, »geh du nur hin, der Butt kann das wohl tun.«

»Nein, Frau«, sagte der Mann, »der Butt hat uns erst die Hütte gegeben, ich mag nun nicht schon wieder kommen, das könnte den Butt verdrießen.«

»Geh doch!« sagte die Frau. »Er kann das recht gut und tut das gern, geh du nur hin!« Dem Manne war das Herz so schwer, und er wollte nicht. Er sagte bei sich selbst: Das ist nicht recht, er ging aber doch hin.

Als er an die See kam, war das Wasser ganz violett und dunkelblau und grau und dick und gar nicht mehr so grün und gelb, doch war es noch still. Da stellte er sich hin und rief:

»Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
myne Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.«

»Na, was will sie denn?« sagte der Butt.

»Ach«, sagte der Mann halb bekümmert, »sie will in einem großen Schlosse wohnen.«

»Geh nur hin, sie steht schon vor der Tür«, sagte der Butt.

Da ging der Mann fort und dachte, er wollte nach Hause gehen, aber als er da ankam, stand da nun ein großer, steinerner Palast, und seine Frau stand eben auf der Treppe und wollte hineingehen. Da nahm sie ihn bei der Hand und sagte: »Komm nur herein!« Darauf ging er mit ihr hinein, und in dem Schlosse war eine große Diele mit marmelsteinernem Boden, und da waren so viele Bediente, die rissen die großen Türen auf, und die Wände glänzten von schönen Tapeten, und in den Zimmern waren lauter goldene Stühle und Tische, und kristallene Kronleuchter hingen an der Decke, und in allen Stuben und Kammern lagen Teppiche. Und das Essen und der allerbeste Wein standen auf den Tischen, als wenn sie brechen sollten. Und hinter dem Hause war auch ein großer Hof mit Pferd- und Kuhstall und mit Kutschwagen auf das allerbeste, und da war auch noch ein großer, prächtiger Garten mit den schönsten Blumen und feinen Obstbäumen und ein Lustwäldchen, wohl eine halbe Meile lang, darin waren Hirsche und Rehe und Hasen, alles, was man sich nur immer wünschen mag.

»Na«, sagte die Frau, »ist das nun nicht schön?«

»Ach ja«, sagte der Mann, »so soll es auch bleiben, nun wollen wir in dem schönen Schlosse wohnen und wollen zufrieden sein.«

»Das wollen wir uns bedenken«, sagte die Frau, »und wollen es beschlafen.« Und damit gingen sie zu Bett.

Am andern Morgen wachte die Frau zuerst auf, es wollte gerade Tag werden, und sie sah aus ihrem Bette das herrliche Land vor sich liegen. Der Mann reckte sich noch, da stieß sie ihn mit dem Ellenbogen in die Seite und sagte: »Mann, steh auf und guck mal aus dem Fenster! Sieh, könnten wir nicht König werden über all das Land? Geh hin zum Butt, wir wollen König sein!«

»Ach, Frau«, sagte der Mann, »was sollen wir König sein! Ich mag nicht König sein!«

»Na«, sagte die Frau, »willst du nicht König sein, so will ich König sein. Geh hin zum Butt, ich will König sein.«

»Ach, Frau«, sagte der Mann, »was willst du König sein? Das mag ich ihm nicht sagen.«

»Warum nicht?« sagte die Frau. »Geh stracks hin, ich muß König sein.«

Da ging der Mann hin und war ganz bekümmert, daß seine Frau König werden wollte. Das ist nicht recht und ist nicht recht, dachte der Mann. Er wollte gar nicht hingehen, ging aber doch hin.

Und als er an die See kam, da war die See ganz schwarzgrau, und das Wasser gärte so von unten herauf und roch ganz faul. Da stellte er sich hin und rief:

»Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
myne Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.«

»Na, was will sie denn?« sagte der Butt.

»Ach«, sagte der Mann, »sie will König werden.«

»Geh nur hin, sie ist es schon«, sagte der Butt.

Da ging der Mann hin, und als er zum Palast kam, da war das Schloß viel größer geworden und hatte einen großen Turm und herrlichen Zierat daran, und die Schildwachen standen vor dem Tor, und da waren so viele Soldaten und Pauken und Trompeten.

Und als er in das Haus kam, da war alles von purem Marmelstein mit Gold und samtenen Decken und großen goldenen Quasten. Da gingen die Türen vom Saal auf, in dem der ganze Hofstaat war, und seine Frau saß auf einem hohen Thron von Gold und Diamant und hatte eine große goldene Krone auf und das Zepter in der Hand von purem Gold und Edelstein, und auf jeder Seite von ihr standen sechs Jungfrauen in einer Reihe, eine immer einen Kopf kleiner als die andere.

Da stellte er sich hin und sagte: »Ach, Frau, bist du nun König?«

»Ja«, sagte die Frau, »nun bin ich König.«

Da stand er da und sah sie an, und als er sie so eine Zeitlang angesehen hatte, da sagte er: »Ach, Frau, was steht dir das schön, wenn du König bist! Nun wollen wir auch nichts mehr wünschen.«

»Nein, Mann«, sagte die Frau und war ganz unruhig, »mir wird schon die Zeit und Weile lang, ich kann das nicht mehr aushalten. Geh hin zum Butt, König bin ich, nun muß ich Kaiser auch werden.«

»Ach, Frau«, sagte der Mann, »was willst du Kaiser werden!«

»Mann«, sagte sie, »geh hin zum Butt, ich will Kaiser sein.«

»Ach, Frau«, sagte der Mann, »Kaiser kann er nicht machen, ich mag dem Butt das nicht sagen; Kaiser ist nur einer im Reich. Kaiser kann der Butt ja nicht machen, das kann und kann er nicht.«

»Was«, sagte die Frau, »ich bin König, und du bist bloß mein Mann, willst du gleich hingehen? Sofort gehst du hin. Kann er König machen, kann er auch Kaiser machen. Ich will und will Kaiser sein, gleich geh hin!« Da mußte er hingehen.

Als der Mann aber hinging, da war ihm ganz bang, und als er so ging, dachte er bei sich: Das geht und geht nicht gut. Kaiser ist zu unverschämt. Der Butt wird das am Ende doch müde. Und da kam er nun an die See, da war die See ganz schwarz und dick und fing schon an so von unten herauf zu gären, daß es Blasen gab, und da ging ein Windstoß darüber hin, daß es nur so schäumte, und dem Manne graute. Da stellte er sich hin und rief:

»Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
myne Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.«

»Na, was will sie denn?« sagte der Butt.

»Ach, Butt«, sagte er, »meine Frau will Kaiser werden.«

»Geh nur hin«, sagte der Butt, »sie ist es schon.«

Da ging der Mann fort, und als er ankam, da war das ganze Schloß von poliertem Marmelstein mit alabasternen Figuren und goldenem Zierat. Vor dem Tor marschierten die Soldaten, und sie bliesen Trompeten und schlugen Pauken und Trommeln.

Aber im Hause, da gingen die Barone und Grafen und Herzöge nur so als Bediente herum. Da machten sie ihm die Türen auf, die waren von lauter Gold. Und als er hereinkam, da saß seine Frau auf einem Thron, der war von einem Stück Gold und war wohl zwei Meilen hoch. Und sie hatte eine große goldene Krone auf, die war drei Ellen hoch und mit Brillanten und Karfunkelsteinen besetzt. In der einen Hand hatte sie das Zepter und in der anderen Hand den Reichsapfel, und auf beiden Seiten neben ihr, da standen die Trabanten so in zwei Reihen, einer immer kleiner als der andere, von dem allergrößten Riesen, der war zwei Meilen hoch, bis zu dem allerkleinsten Zwerg, der war nur so groß wie mein kleiner Finger. Und vor ihr standen viele Fürsten und Herzöge.

Da stellte sich der Mann dazwischen und sagte: »Frau, bist du nun Kaiser?«

»Ja«, sagte sie, »ich bin Kaiser.«

Da stand er da und sah sie so recht an, und als er sie eine Zeitlang angesehen hatte, da sagte er: »Ach, Frau, was steht dir das schön, wenn du Kaiser bist.«

»Mann«, sagte sie, »was stehst du da herum? Ich bin nun Kaiser, nun will ich aber auch Papst werden, geh hin zum Butt!«

»Ach, Frau«, sagte der Mann, »was willst du denn noch? Papst kannst du nicht werden, Papst ist nur einer in der Christenheit, das kann er doch nicht machen.«

»Mann«, sagte sie, »ich will Papst werden, geh gleich hin, ich muß heute noch Papst werden.«

»Nein, Frau«, sagte der Mann, »das mag ich ihm nicht sagen! Das geht nicht gut, das ist zu grob, zum Papst kann dich der Butt nicht machen.«

»Mann, was für ein Geschwätz«, sagte die Frau, »kann er Kaiser machen, kann er auch Papst machen. Geh sofort hin! Ich bin Kaiser, und du bist bloß mein Mann, willst du wohl hingehen?«

Da kriegte er Angst und ging hin, ihm war aber ganz flau, und er zitterte und bebte, und die Knie und die Waden bibberten ihm. Da fuhr ein Wind über das Land, und die Wolken flogen, daß es dunkel wurde wie am Abend, die Blätter wehten von den Bäumen, und das Wasser ging und brauste, als ob es kochte, und schlug an das Ufer, und weit draußen sah er die Schiffe, die gaben Notschüsse ab und tanzten und sprangen auf den Wellen. Der Himmel war in der Mitte noch so ein bißchen blau, aber an den Seiten, da zog es herauf wie ein schweres Gewitter. Da stellte er sich ganz verzagt in seiner Angst hin und sagte:

»Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
meine Frau, die Ilsebill,
will nicht so, wie ich wohl will.«

»Na, was will sie denn?« sagte der Butt.

»Ach«, sagte der Mann, »sie will Papst werden.«

»Geh nur hin, sie ist es schon«, sagte der Butt.

Da ging er fort, und als er ankam, war da eine große Kirche von lauter Palästen umgeben. Da drängte er sich durch das Volk. Innen war aber alles mit tausend und tausend Lichtern erleuchtet, und seine Frau war in lauter Gold gekleidet und saß auf einem noch viel höheren Thron und hatte drei große goldene Kronen auf, und rings um sie herum standen viele vom geistlichen Stand, und auf beiden Seiten neben ihr, da standen zwei Reihen Lichter, das größte so dick und so groß wie der allergrößte Turm bis hinunter zum allerkleinsten Küchenlicht, und alle die Kaiser und die Könige, die lagen vor ihr auf den Knien und küßten ihr den Pantoffel.

»Frau«, sagte der Mann und sah sie so recht an, »bist du nun Papst?«

»Ja«, sagte sie, »ich bin Papst.«

Da stand er da und sah sie recht an, und das war, als ob er in die helle Sonne sähe. Als er sie nun eine Zeitlang angesehen hatte, da sagte er: »Ach, Frau, was steht dir das schön, daß du Papst bist!« Sie saß aber da so steif wie ein Baum und rüttelte und rührte sich nicht.

Da sagte er: »Frau, nun sei auch zufrieden, jetzt wo du Papst bist, jetzt kannst du doch nichts anderes mehr werden.«

»Das will ich mir bedenken«, sagte die Frau. Damit gingen sie beide zu Bett, aber sie war nicht zufrieden, und die Gier ließ sie nicht schlafen, sie dachte immer, was sie noch mehr werden könnte.

Der Mann schlief recht gut und fest, er war den Tag viel gelaufen, die Frau aber konnte gar nicht einschlafen und warf sich von einer Seite auf die andere, die ganze Nacht hindurch, und dachte nur immer, was sie wohl noch werden könnte, und konnte sich doch auf nichts mehr besinnen. Schließlich wollte die Sonne aufgehen, und als die Frau das Morgenrot sah, da richtete sie sich in ihrem Bett auf und sah sich das an, und als sie nun im Fenster die Sonne heraufkommen sah, da dachte sie: Ha, könnte ich nicht auch die Sonne und den Mond aufgehen lassen?

»Mann«, sagte sie und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen, »wach auf, geh hin zum Butt, ich will werden wie der liebe Gott.« Der Mann war noch halb im Schlaf, aber er erschrak so, daß er aus dem Bette fiel. Er meinte, er hätte sich verhört, rieb sich die Augen aus und fragte: »Ach, Frau, was hast du gesagt?«

»Mann«, sagte sie, »wenn ich nicht die Sonne und den Mond kann aufgehen lassen und muß das so mit ansehen, wie Sonne und Mond aufgehen - ich kann das nicht aushalten und habe keine ruhige Stunde mehr, daß ich sie nicht selber kann aufgehen lassen.« Da sah sie ihn so recht grausig an, daß ihn ein Schauder überlief. »Sofort gehst du hin, ich will werden wie der liebe Gott.«

»Ach, Frau«, sagte der Mann und fiel vor ihr auf die Knie, »das kann der Butt nicht. Kaiser und Papst kann er machen, ich bitte dich, sei vernünftig und bleib Papst!«

Da kam sie in Wut, die Haare flogen ihr wild um den Kopf, sie riß sich das Leibchen auf und trat nach ihm mit dem Fuß und schrie: »Ich halte und halte das nicht länger aus. Willst du wohl gleich hingehen!« Da zog er sich die Hosen an und rannte los wie ein Verrückter.

Draußen aber ging der Sturm und brauste, daß er kaum noch auf seinen Füßen stehen konnte. Die Häuser und die Bäume wurden umgeweht, und die Berge bebten, und die Felsbrocken rollten in die See, und der Himmel war pechschwarz, und es donnerte und blitzte, und die See rollte daher in hohen schwarzen Wogen, so hoch wie Kirchtürme und Berge, und sie hatten alle darauf eine weiße Krone von Schaum. Da schrie er und konnte sein eigenes Wort nicht hören:

»Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
meine Frau, die Ilsebill,
will nicht so, wie ich wohl will.«

»Na, was will sie denn?« fragte der Butt.

»Ach«, sagte er, »sie will wie der liebe Gott werden.«

»Geh nur hin, sie sitzt schon wieder in dem alten Pott.«

Und da sitzen sie noch bis heute und auf diesen Tag.

Gebrüder Grimm

Von den Fischer und siine Fru (Erstausgabe 1812)

Daar was mal eens een Fischer un siine Fru, de waanten tosamen in’n Pispott, dicht an de See – un de Fischer ging alle Dage hen un angelt, un ging he hen lange Tid. Daar satt he eens an de See bi de Angel un sach in dat blanke Water, un he sach ümmer na de Angel – daar ging de Angel to Grun’n, deep unner, un as he se heruttreckt so haalt he eenen groten Butt herut – de Butt sed’ to em: „ick bidd di, dat du mi lewen lettst, ick bin keen rechte Butt, ick bin een verwünscht’ Prins, sett mi wedder in dat Water un laat mi swemmen“ – Nu, sed’ de Mann, du bruukst nich so veele Woord’ to maken, eenen Butt, de spreken kan, hadd ick doch woll swemmen laten. Daar sett’t he en wedder in dat Water, un de Butt ging fuurts weg to Grun’n un leet eenen langen Stripen Bloot hinne sich.

De Mann averst ging to siine Fru in’n Pispott un vertellt eer, dat he eenen Butt fangen hadd, de hadd to em segt, he weer een verwünscht’ Prins, doon hadd he em wedder swemmen laten. „Hest du di den nix wünscht?“ sed’ de Fru. – „Nee! sed de Mann, wat sull ick mi wünschen?“ – „Ach! sed’ de Fru, dat is doch övel, ümmer in’n Pispott to wanen, dat is so stinkig un dreckig hier, ga du noch hen un wünsch uns ne lütte Hütt!“ den Mann was dat nicht so recht, doch ging he hen na de See, un as he hen kamm, so was de See gans geel un grön, da ging he an dat Water, staan, un sed:

„Mandje! Mandje! Timpe Te!
Buttje! Buttje in de See!
Mine Fru, de Ilsebill,
Will nich so, as ick wol will.“

Daar kam de Butt answemmen un sed’: „na wat will se denn?“ – „Ach! sed’ de Mann, ick hev di doch fangen hätt, nu sed’ mine Fru, ick hadd mi doch wat wünschen sullt, se mag nich meer in Pispott wanen, se wull geern ne Hütt hebben.“ – „Ga man hen, sed de Butt, se is all daar in.“ –

Daar ging de Mann hen, und siine Fru stund in eene Hütt in de Döör, un sed to em: „kumm man herin; sü, nu is dat doch veel beter!“ Un daar was eene Stuwe un Kamer un eene Köck daar in, un da achter was een lütte Gaarn mit allerhand Grönigkeiten un een Hoff, da weeren Höner und Aanten. „Ach, sed de Mann, nu willn wi vergnögt lewen“ – „Ja, sed de Fru, wi willnt verjöken.“

So ging dat nu wol een acht oder veertein Daag, daar sed’ de Fru: „Mann! de Hütt wart mi to eng, de Hoff un Gaarn is to lütt, ick will in een grot steenern Slott wanen; ga hen tum Butt, he sall uns een Slott schaffen.“ – „Ach Fru, sed de Mann, de Butt hett uns erst de Hütt gewen, ick mag nu nich all wedder kamen, den Butt mügt et verdreeten.“ – „I watt, sed de Fru, he kann dat recht good, un deet dat geern, ga du man hen!“ Daar ging der Mann hen un siin Hart was em so swar; as he awerst bi de See kam, was dat Water gans vigelett un grag un dunkelblag, doch was’t noch still, dar ging he staan un sed:

„Mandje! Mandje! Timpe Te!
Buttje, Buttje in de See!
Mine Fru, de Ilsebill,
Will nich so, as ick wol will.“

„Na! wat will se denn?“ sed de Butt. – „Ach, sed de Mann, gans bedrövd, mine Fru will in een stenern Slott wanen.“ – „Ga man hen, se steit vör de Döör“ sed de Butt.

Daar ging de Mann hen un siine Fru stund vör eenen groten Pallast. „Sü Mann, sed se, wat is dat nu schön!“ Mit des gingen se tosamen herin, daar weeren so veel Bedeenters, un de Wände weeren all blank, un goldne Stööl un Dische weeren in de Stuw, un achter dat Slott was een Gaarn un Holt, woll eene halve Miil lang, daar in weren Hirsche, Reeh un Hasen, un up den Hoff Köh- un Peerdställ. „Ach! sed de Mann, nu willn wi ook in dat schöne Slott bliwen, un tofreden sin!“ – „Dat willn wi uns bedenken, sed de Fru, un willn’t beschlapen.“ Mit des gingen se to Bed. Denn annern Morgen waakt de Fru up, dat was all Dag: da stödd’ se den Mann mit den Ellbagen in de Siid, un sed: „Mann stah up, wi möten König warden över all dat Land.“ – „Ach! Fru, sed de Mann, wat wulln wi König warden, ick mag nich König sin;“ na denn will ick König sin. – „Ach! Fru, sed de Mann, wo kannst du König sin, de Butt mügt dat nich doon“ – „Mann, sed de Fru, ga stracks hen, ick möt König sin.“ Daar ging de Mann un was gans bedrövd, dat sin Fru König warden wull. Un as he an de See kamm, was se all gans swartgrag un dat Water geert so van unner up. Daar ging he staan un sed:

„Mandje! Mandje! Timpe Te!
Buttje, Buttje in de See!
Mine Fru, de Ilsebill,
Will nich so, as ick wol will.“

„Na wat will se denn?“ sed de Butt. – „Ach! sed de Mann, mine Fru will König warden“ – „Ga man hen, se is’t all,“ sed de Butt.

Daar ging de Mann hen, un as he na den Palast kamm, da weren daar so veele Soldaten un Pauken un Trumpeten, un siine Fru satt up eenen hogen Troon van Gold un Demant un had eene grote goldne Kroon up un up beiden Siiden bi eer daar stunden sös Jumfern, ümmer eene eenen Kops lütjer as de annre. „Ach, sed de Mann, bist du nu König?“ – „Ja, sed se, ick bin König.“ Un as he eer so ne Wile anseen had, so sed he: „ach Fru! wat lett dat schön, wenn du König bist, nu willn wi ook nich meer wünschen.“ – „Nee Mann, sed se, mi duurt dat all to lang, ick kan dat nich meer uthollen, König bin ick, nu möt ick ook Kaiser warden!“ – „Ach! Fru, sed de Mann, wat wullst du Kaiser warden?“ – „Mann, sed se, ga tum Butt, ick wull Kaiser sin“ – „Ach Fru, sed de Mann, Kaiser kan he nich maken, ick mag den Butt dat nicht seggen.“ – „Ich bin König, sed de Fru, un du bist min Mann, ga gliik hen!“ Da ging de Mann weg, un as he so ging, dacht he: „dit geit un geit nicht good, Kaiser is to utverschamt, de Butt ward am Ende möde.“ Mit des kamm he an de See, dat Water was gans swart un dick, un et ging so een Keekwind äver hen, dat dat sik so köret; daar ging he staan un sed:

„Mandje! Mandje! Timpe Te!
Buttje, Buttje in de See!
Mine Fru, de Ilsebill,
Will nich so, as ick wol will.“

„Na wat will se denn?“ sed de Butt. – „Ach sed he, min Fru will Kaiser warden.“ – „Ga man hen, sed de Butt, se is’t all.“ Daar ging de Mann hen, un as he daarkamm, so satt siine Fru up eenen seer hogen Troon, de was van een Stück Gold, un had eene grote Kroon up, de was wol twee Ellen hoch, bi eer up de Siiden dar stunnen de Trabanten, ümmer een lüttjer as de anner, von den allergrötsten Risen, bett to den lüttsten Dwark, de was man so lang, as miin lüttje Finger. Vor eer dar stunden so veele Fürsten un Graven, da ging de Mann unner staan, un sed: „Fru! bist du nu Kaiser?“ – „Ga, sed se, ick bin Kaiser.“ – „Ach! sed de Mann, un sach se so recht an, Fru wat lett dat schön, wenn du Kaiser bist.“ – „Mann, sed se, wat steist du daar, ick bin nu Kaiser, nu will ick äwerst ook Papst warden.“ – „Ach! Fru, sed de Mann, wat wist du Pabst warden, Pabst is man eenmal in de Christenheit.“ – „Mann, sed se, ick möt hüüt noch Pabst warden.“ – „Ne Fru, sed he, to Pabst kan de Butt nich maaken, dat geit nich good.“ – „Mann, wat Snak, kan he Kaiser maken, kan he ook Pabst maken, ga fuurts hen!“ Daar ging de Mann hen, un em was gans flau, dee Knee un de Waden flakkerten em, un buten ging de Wind, un dat Water was, as kaakt dat, de Schep schoten in de Noot un dansten un sprungen up de Bülgen, doch was de Himmel in de Midde noch so’n beeten blag, awerst an de Siden, daar toog dat so recht rood up as een swaar Gewitter. Dar ging he recht vörzufft staan un sed:

„Mandje! Mandje! Timpe Te!
Buttje, Buttje in de See!
Mine Fru, de Ilsebill,
Will nich so, as ick wol will.“

„Na, wat will se denn?“ sed de Butt. – „Ach! sed de Mann, miin Fru will Pabst warden.“ – „Ga man hen, sed de Butt, se is’t all.“

Daar ging he hen, un as he daar kamm, satt sine Fru up eenen Tron, de was twee Mil’ hoch, un had dree groote Kroonen up, un um eer da was so veel van geistlike Staat, un up de Siden bi eer, daar stunden twee Reegen Lichter, dat grötste so dick un groot as de aller grötste Torm, bet to dat alle lüttste Köten-Licht[3]. „Fru, sed de Mann, un sach se so recht an, bist du nu Pabst?“ – „Ja, sed se, ick bin Pabst!“ – „Ach! Fru, sed de Mann, wat lett dat schön, wenn du Pabst bist; Fru, nu wes tofreden, nu du Pabst bist, kanst du nix meer warden.“ – „Dat will ick mi bedenken, sed de Fru, daar gingen see beede so Bed, awerst se was nich tofreden un de Girigkeit leet eer nich slapen, se dacht ümmer, wat se noch wol warden wull. Mit des ging de Sünn up; ha, dacht se, as se se ut den Finster so herup kamen sach, kann ick nich ook de Sünn upgaan laten?“ daar wurd se recht so grimmig, un stödd eeren Mann an: „Mann ga hen tum Butt, ick will warden, as de lewe Gott!“ de Mann was noch meist im Slaap, averst he verschrack sich so, dat he ut den Bed feel. „Ach! Fru, sed he, gaa in di un bliw Pabst.“ – „Ne, sed de Fru, un reet sich dat Liivken up, ick bin nich ruhig, un kan dat nich uthollen, wenn ick de Sünn un de Maan upgaan see, un kan se nich ook upgaan laten, ick möt warden, as de lewe Gott!“ – „Ach Fru, sed de Mann, dat kan de Butt nich, Kaiser un Pabst kan he maken, awerst dat kan he nich.“ – „Mann, sed se, un sach so recht gräsig ut, ick will warden as de lewe Gott, gaa gliik hen to’m Butt.“

Dat fuur den Mann so dörch de Gleder, dat he bewt vör Angst; buten awer ging de Storm, dat alle Böme un Felsen umweigten un de Himmel was gans swart, un dat dunnert un blitzt; daar sach man in de See so swarte hoge Bülgen as Barg’ un hadden baben all eene witte Kroon von Schuum up, da sed he:

„Mandje! Mandje! Timpe Te!
Buttje, Buttje in de See!
Mine Fru de Ilsebill,
Will nich so, as ick wol will.“

„Na wat will se den?“ sed de But. – „Ach! sed he, se will warden as de leve Gott.“ – „Gah man hen, se sitt all wedder in’n Pißpott.“ Daar sitten se noch hüt un dissen Dag.

“Das Motiv von der Frau, die ihren Mann zu hohen Würden reitzt, ist gewiß uralt...”

Dieses Märchen welches der seel. Runge aus der pommerschen Mundart treflich niedergeschrieben, theilte uns Arnim im Jahr 1809 freundschaftlich mit, von demselben durch v.d. Hagen erhielt es auch Büsching und hat es in seiner Sammlung wiewohl nicht ohne Fehler abdrucken lassen. Die Fabel selbst, deren Eingang merkwürdig an eine der N. 1001, No. 9. etc. etc. so wie an die wallisische von Taliesin erinnert, wird auch in hiesiger Gegend sehr häufig, aber unvollständiger, doch mit einigen Abänderungen erzählt. Es heißt: vom Männchen Dominē (sonst auch von Hans Dudeldee) und Frauchen Dindĕrlindē. Domine klagt über sein Unglück und geht hinaus an den See, da streckt ein Fischchen den Kopf hervor:

was fehlt dir Männchen Domine? –
„ach daß ich im Pispott wohn, thut mir so weh.“ –
so wünsch dir was zu haben. –
„ich wills nur meiner Frau erst sagen.“

nun geht er heim, „wünsch uns ein besseres Haus“ sagt Dinderlinde. Am See ruft er:

„Fischchen, Fischchen, an der See!“ –
was willst du Männchen Domine?

nun gehen die Wünsche an, aber es sind mehr, erst Haus, dann Garten, dann Ochsen und Küh, dann Länder, u. so fort alle Schätze der Welt. Wie sie sich ausgewünscht haben, sagt das Männchen: „nun möcht ich der liebe Herrgott seyn, und mein Frauchen Mutter Gottes.“ Da streckt das Fischchen den Kopf heraus und ruft:

willst du seyn der liebe Gott?
so geh wieder in deinen Pispott.

Das Motiv von der Frau, die ihren Mann zu hohen Würden reitzt, ist gewiß uralt, von Eva und der etrurischen Tanaquil (Livius 1, 47.) bis zur Lady Macbeth.

de.wikisource.org/wiki/Von_den_Fischer_und_siine_Fru_(1812), Anhang Band 1