Sex theoretisch

[Sex theoret.]

[Liebe] [Miteinander] [Freundschaft] [Ehe] [Verzeihen]

"Wenn es nicht ab und zu ein wenig Sex gäbe, woraus würde dann das Leben bestehen? Es wäre ein nutzloser Kampf gegen die sich versteifenden Gelenke, die allmählich einsetzende Zahnfäule."

Michel Houellebecq, Plattform, DuMont, Köln 2002, S.202

 

"Wenn das Liebesleben beendet ist, nimmt das ganze Leben etwas Konventionelles und Gezwungenes an. Man behält die menschliche Form bei, das übliche Verhalten, ein gewisses Gerüst; aber man ist nicht mehr, wie man so schön sagt, mit dem Herzen bei der Sache."

Michel Houellebecq, Plattform, DuMont, Köln 2002, S.337; vgl. hier.



"Irgend etwas muß da doch faul sein, wenn es den Menschen aus den westlichen Ländern nicht mehr gelingt, miteinander zu schlafen. Vielleicht hängt das mit dem Narzißmus zusammen, mit dem Individualismus, mit dem Leistungskult (...). Und so verbringen sie dreißig Jahre ihres Lebens, fast ihr ganzes Erwachsenendasein, in einem Zustand ständigen Mangels."

Michel Houellebecq, Plattform, DuMont, Köln 2002, S.229

Sex ist Freundschaft. Freundschaft ist Sex.

Erkenntnis aus 1993/94

 

"Das haben die Menschen in unseren Breiten verlernt, sie können ihren Körper nicht mehr einem anderen Menschen als schönes Geschenk darbieten und ihm ganz einfach Lust verschaffen, ohne etwas dafür zu erwarten. Sie haben den Sinn für das Geben völlig verloren. Sie können sich noch so anstrengen, es gelingt ihnen nicht mehr, Sex als etwas Natürliches zu empfinden. Sie schämen sich nicht nur ihres eigenen Körpers, der nicht an den Standard der Pornofilme herankommt, sondern aus den gleichen Gründen fühlen sie sich überhaupt nicht mehr vom Körper des anderen angezogen. (...) Wir sind gefühlskalt und rational geworden, legen höchsten Wert auf unsere individuelle Existenz und unsere Anrechte, wir möchten vor allem Entfremdung und Abhängigkeit vermeiden."

Michel Houellebecq, Plattform, DuMont, Köln 2002, S.232

 

Wer dürfte aber wohl den tadeln, (...) der einem Schmerze ausweicht, aus dem keine Lust hervorgeht?

Original (lat.): Quis autem vel eum iure reprehenderit, (...) qui dolorem eum fugiat, quo voluptas nulla pariatur?

Marcus Tullius Cicero, De Finibvs Bonorvm et Malorvm, Opera philosophica, Liber Primus, Capitulum X., §32; vgl.
hier.



“Sex ist nicht zivilisiert. Es hat nichts mit Geben zu tun. Sondern mit Nehmen.”

Tobias Wolff, Die entscheidende Nacht, darin: Bei klarem Verstand, Rowohlt, Reinbek 2001, S.94; vgl. hier.

 

"Auf der einen Seite hast du mehrere hundert Millionen Menschen in der westlichen Welt, die alles haben, was sie sich nur wünschen, außer daß sie keine sexuelle Befriedigung mehr finden. (...) Und auf der anderen Seite gibt es mehrere Milliarden Menschen, die nichts haben, kläglich verhungern, jung sterben, unter ungesunden Bedingungen leben und nichts anderes mehr zu verkaufen haben als ihren Körper und ihre intakte Sexualität."

Michel Houellebecq, Plattform, DuMont, Köln 2002, S.230

And the most comic things of all are exactly the things that are most worth doing — such as making love.

Gilbert Keith Chesterton, englischer Schriftsteller, Essayist und Journalist (1874 - 1936), in: All Things Considered, On Running after One's Hat (1908); mehr.

Deutsch: Die komischsten Dinge von allen sind exakt die Dinge, die zu tun am lohnenswertesten ist - wie z.B. Liebe machen.

Das Glücksgefühl bei Befriedigung einer wilden, vom Ich ungebändigten Triebregung ist unvergleichlich intensiver als das bei Sättigung eines gezähmten Triebes. Die Unwiderstehlichkeit perverser Impulse, vielleicht der Anreiz des Verbotenen überhaupt, findet hierin eine ökonomische Erklärung.

Sigmund Freud (1856-1939), österreichischer Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker, Das Unbehagen in der Kultur, Kapitel 2