Florian und Kreszenz

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Moses Baruch Auerbacher alias Berthold Auerbach (1812-1882), deutscher Schriftsteller

[Ivo, der Hajrle]

[Florian und Kreszenz] [Sträflinge] [Erdmute]

 

Florian und Kreszenz

"In der That wurde auch Kordele, die kleine Tochter, in den Adler geschickt und kam mit einer Flasche unter der Schürze zurück; denn auf dem Lande, wo alles offenkundig ist und man den Leuten sozusagen in den Mund guckt, sucht man auch alles zu verbergen."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 3: Ein Alltagsleben am Sonntag

 

"So gut es auch in der ersten Zeit zu gehen schien, so hatte doch die Herrlichkeit bald ein Ende. Der alte Metzgerle ging mit dem liegengebliebenen Fleische hausieren, er verthat aber oft nicht nur den Profit, sondern auch das Kapital."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 5: Was Florian im Dorfe treibt und wie er Haare lassen muß, erster Absatz

 

"Es ist ein eigen Ding um die Fremdenehre, sie ist gar bald aufgezehrt. Ein Ansehen, das man sich errungen hat, weil man eine ungewöhnliche Erscheinung war, hört auf, sobald die Leute an die Erscheinung gewöhnt sind; sagt man ja, wenn der Regenbogen lang stünde, würde man sich nicht mehr nach ihm umsehen.

So erregte auch Florian kein Aufsehen im Dorfe mehr."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 5: Was Florian im Dorfe treibt und wie er Haare lassen muß, sechster Absatz f.

 

"Als die Zeit der Lustbarkeiten vorüber war, hatte auch die Herrlichkeit des Florian ein Ende, er wurde in die Ecke gestellt wie eine gebrauchte Baßgeige; alles ging wieder ruhig an sein Geschäft und sah sich wenig mehr nach den Spaßmachern um. Nur Florian hatte kein rechtes Geschäft und wollte auch keines haben, er lotterte in den Wirtshäusern umher und war auch da bald unwert.

Auf dem Lande, wo jedes die häuslichen Verhältnisse des andern kennt, ist es nicht leicht, eine große Rolle zu spielen, wenn man es nicht aufzuwenden hat."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 7: Es geht scharf bergab, erster Absatz f.

 

"Wenn nur die Menschen zum Guten auch so rennten wie zum Bösen! Wie oft gehen sie durch Wind und Wetter, über Stock und Stein ihren niederen Gelüsten nach; gilt es aber, die Pflicht oder sonst etwas Gutes zu thun, ist ihnen jedes Windchen zu rauh und jedes Steinchen eine unübersteigliche Mauer."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 8: Florian verspielt sich und gewinnt die Kreszenz

 

"An einem jungen Lumpen ist nur die Hälft' verloren, sagt man als, nimm mir's nicht übel."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 10: Florian sucht Hilfe und nimmt die nicht, die er findet, fünftletzter Absatz

 

"Wenn er das ganze Dorf hätte anzünden können, er hätte es in diesem Augenblick gethan. Er sah sich von allen verhöhnt, verlacht, bemitleidet, sein höchstes Strebeziel, vor allen in Ansehen dazustehen, war schmählich in den Staub gesunken. Nun, da er dies verloren, war er zu allem fähig."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 11: Florian hilft sich selber, elfter Absatz

 

"Man mag sagen, was man will, es ist und bleibt doch wahr, in Dingen, die weder die Minderung der Steuern, noch die der Beamtenmacht betreffen, sind sehr viele Regierungen in der That auf das Wohl ihrer Unterthanen bedacht; darum sind auch die Zuchthäuser in unsern Tagen meist ganz gut bestellt; darum, wer nur einmal eine Zeitlang ins Zuchthaus gekommen ist, kann ganz ruhig sein, für ihn ist gesorgt."

Berthold Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten - Zweiter Band, Florian und Kreszenz, Kapitel 14: Ein elendes und lustiges Leben, zweiter Absatz