Ethik

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Goldene Regel (lat. regula aurea) - Grundsatz der praktischen Ethik - Nächstenliebe

Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.

... als deutsches Sprichwort:
- Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.
- Was ihr sät, das werdet ihr ernten.
- Wer ander’n eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Vgl.
hier und hier.

... als deutsches Sprichwort - negativ formuliert & gereimt-:
- Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu. Vgl. hier.
- Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.

... physikalisch:
- Actio =  Reactio (Resonanzgesetz, Resonanzprinzip)
- Alles, was uns passiert, hat irgendwie etwas mit uns selbst zu tun. (Spiegelgesetz); vgl.
hier.

... philosophisch:
- “Princip der Nächstenliebe” nach Nietzsche: vgl. hier & hier.

 

Ursprung


1. Religiöse Herkunft


CHRISTENTUM - Nächstenliebe im Alten Testament:

"Du sollst nicht rachgierig sein noch Zorn halten gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der Herr."

3. Mose (Levitikus), 19,18

In dem Satz “Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst” stecken eigentlich zwei Aussagen:
1. Du sollst zu deinem Nächsten genauso sein, wie du zu dir selbst bist bzw. wie du es gern hättest, dass er zu dir ist.
2. Du sollst zu deinem Nächsten liebevoll sein - Nächstenliebe.
Während sich die Ethik eher mit der ersten Auslegung beschäftigt, wurde in der christlichen Religion, besonders im Neuen Testament, mehr auf die zweite Interpretation abgehoben. So prägten anglikanische Christen den Ausdruck “golden rule” seit 1615 zunächst für die im Neuen Testament überlieferten Regelbeispiele, die das Gebot der Nächstenliebe des Alten Testaments als allgemein gültiges und einsehbares Verhalten auslegten. Vgl. dazu:
Nächstenliebe. Unter der Goldenen Regel wird aber heutzutage eher die erste Bedeutung verstanden, wie sie auf dieser Seite dargestellt ist.

 

JUDENTUM

Tue nicht anderen, was du nicht willst, dass sie dir tun.
Rabbi Hillel, Sabbat 31a

Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.
Der Weg des Lebens ist: Erstens, du sollst Gott, deinen Schöpfer, lieben, und zweitens, deinen Nächsten wie dich selbst. Und alles, was du dir nicht angetan haben willst, sollst du niemand anderem antun. Und die Deutung dieser Worte ist: Morde nicht, begehe keinen Ehebruch, rede kein falsches Zeugnis, stehle nicht, begehre nicht, was deinem Nächsten gehört.

Was dir verhasst ist, das tue deinem Nächsten nicht. Das ist die ganze Tora, alles andere ist Auslegung. Geh, lerne!

 

ISLAM

Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht.
40 Hadithe (Sprüche Muhammads) von An-Nawawi, 13

Keiner von euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.
An-Nawawī, Hadith 13

Wünsche den Menschen, was du dir selbst wünschst, so wirst du ein Muslim.

... sein Verhalten zu anderen danach zu beurteilen, ob er selbst so behandelt werden wolle. Er solle für sie wollen, was er für sich will, und sie von dem verschonen, was er sich selbst auch nicht antun würde.
31. Brief von Alī ibn Abī Tālib an seinen Sohn

 

BUDDHISMUS

Ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, soll es auch nicht für ihn sein; und ein Zustand, der nicht angenehm oder erfreulich für mich ist, wie kann ich ihn einem anderen zumuten?
Samyutta Nikaya V. 353.35 / 354.2

Was für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, das ist auch für den anderen eine unliebe und unangenehme Sache. Was da für mich eine unliebe und unangenehme Sache ist, wie könnte ich das einem anderen aufladen?

 

HINDUISMUS

Man sollte sich gegenüber anderen nicht in einer Weise benehmen, die für einen selbst unangenehm ist; das ist das Wesen der Moral.
Mahabharata XIII, 114,8

Man soll niemals einem Anderen antun, was man für das eigene Selbst als verletzend betrachtet. Dies, im Kern, ist die Regel aller Rechtschaffenheit (Dharma).

 

JAINISMUS

Gleichgültig gegenüber weltlichen Dingen sollte der Mensch wandeln und alle Geschöpfe in der Welt behandeln, wie er selbst behandelt sein möchte.
Sutrakritanga I. 11,33

Hat man das Gesetz erfüllt und die Sorglosigkeit [Gleichgültigkeit] überwunden, dann sollte man von erlaubter Nahrung leben und alle Lebewesen so behandeln wie man selbst behandelt werden will. Man sollte sich nicht der Schuld aussetzen durch die Begierde nach Leben…

 

CHINESISCHE RELIGION / Konfuzianismus

Was du selbst nicht wünschst, das tue auch nicht anderen Menschen an.
Konfuzius, Gespräche 15,23
 
Begegne den Menschen mit der gleichen Höflichkeit, mit der du einen teuren Gast empfängst. Behandle sie mit der gleichen Achtung, mit der das große Opfer dargebracht wird. Was du selbst nicht wünschst, das tue auch anderen nicht an. Dann wird es keinen Zorn gegen dich geben – weder im Staat noch in deiner Familie.

Das ist ‚gegenseitige Rücksichtnahme‘ (shu). Was man mir nicht antun soll, will ich auch nicht anderen Menschen zufügen.

Zi-gong sprach: ‚Was man mir nicht antun soll, das will auch ich anderen Menschen nicht antun.‘ Konfuzius aber sagte: ‚So zu handeln vermagst du noch nicht!‘“

Was du von deinem Sohn erwartest, übe im Dienst am Vater; was du von deinen Untergebenen erwartest, übe im Dienst am Prinzen; was du vom jüngeren Bruder erwartest, übe am älteren Bruder; was du vom Freund erwartest, danach behandle diesen zuerst.

Die Fähigkeit, andere nach dem zu beurteilen, was uns selbst nahe ist, kann das Mittel zur Herstellung von Menschlichkeit genannt werden.“

 

ALTORIENTALISCHE WEISHEIT DES ACHIQAR

Sohn, was dir übel erscheint, tue deinem Mitmenschen nicht an. Was immer du willst, dass dir es die Menschen tun, das tue du allen.

 

LEHRE DES CHASCHESCHONQI

Tu keinem Menschen Böses an, um nicht zu veranlassen, dass es dir ein anderer antue.
12,6

 

ZOROASTRISMUS

Eins ist somit, anderen alles das nicht anzutun, was einem selbst nicht wohltut; das zweite ist, voll zu verstehen, was wohlgetan und was nicht wohlgetan ist.

Dass diese Natur [des Menschen] nur gut ist, wenn sie anderen nicht antut, was immer ihrem eigenen Selbst nicht gut tut.

 

BAHAI-Religion

Bürdet keiner Seele eine Last auf, die ihr selber nicht tragen wollt, und wünscht niemandem, was ihr euch selbst nicht wünscht. Dies ist mein bester Rat für euch, wolltet ihr ihn doch beherzigen.
Baha’u’llah

Und wenn deine Augen sich Gerechtigkeit zuwenden, wähle für deinen Nächsten das, was du für dich selbst wählst.
Baha’u’llah im Anschluss an das Bibelzitat Mt 25,40: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."

 

2. Griechisch-römische Antike


Tut anderen Menschen nicht an, worüber ihr empört wäret, wenn ihr es selbst erfahren müßtet. Was immer ihr mit Worten verurteilt, dies setzt auch niemals in die Tat um.

Isokrates (436 v.Chr.-338 v.Chr.), griechischer Rhetor


Niemand soll sich nach Möglichkeit an meinem Eigentum vergreifen und auch nicht das Geringste davon verrücken, ohne irgendwie meine Zustimmung erlangt zu haben. Nach demselben Grundsatz muß ich auch mit dem Eigentum anderer verfahren, wenn ich bei gesundem Verstand bin.

Platon, latinisiert Plato (428/427 v.Chr.-348/347 v.Chr.), griechischer Philosoph, Nomoi


Behandle Deine Untergebenen so, wie Du von Deinen Vorgesetzten behandelt werden willst.

Lucius Annaeus Seneca alias Seneca (Seneca d.J.) (um 4 v.Chr-65 n.Chr.), römischer Dichter und Philosoph, Epistel 47,11, De Ira

Original lat.: Haec tamen praecepti mei summa est: sic cum inferiore vivas quemadmodum tecum superiorem velis vivere. Wörtlich: Du sollst so mit deinem Untergebenen leben, wie du möchtest, daß ein Höhergestellter mit dir lebt. lateinheft.de)


Was du zu erleiden vermeidest, das versuche nicht, andere erleiden zu lassen. Du vermeidest Versklavung: Sorge dafür, dass andere nicht deine Sklaven sind.

Epiktet (um 50-138), griechisch-römischer Philosoph der Stoa