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(28.04.06) “In einem Land wie Paraguay ist ja alles noch nicht so geregelt...” Halt! Großer Irrtum! Kann verhängnisvoll sein.
Richtig ist: Es ist alles noch nicht so detailliert geregelt.
“Aha!”, werden die Regelungsgegener sagen, “Da haben wirs doch: Während in Deutschland der Staat einem bis ins kleinste Detail alles vorschreibt...”
Schön. Aber ich vergaß zu erwähnen, daß die noch nicht vorhandenen detaillierten Regelungen eher auf Inkompetenz gründen und die Verantwortlichen sich dieses Mangels sehr wohl bewußt zu sein scheinen. Deshalb herrscht in Paraguay eine “grobe Ueberregelung”, eine Holzhammermethode nach der Art: Alles ist verboten! Dadurch hat der Staat in Form seines Exekutivums enorme Möglichkeiten und am Ende ist der Bürger immer froh und dankbar, wie gnädig er doch behandelt wurde. Manchmal muß dieser Gnädigkeit auch ein wenig durch kleine finanzielle Zuwendungen vor Ort nachgeholfen werden, aber immer noch besser, als für das Ueberfahren einer durchgezogenen Linie drei Monatsgehälter berappen zu müssen, oder? Irgendwo ist das für den Staat auch wieder ein Knieschuß. Aber oben stand ja bereits in diesem Zusammenhang das Wörtchen Inkompetenz. Wen wundert es da, dass Paraguay in puncto Korruption weltweit ein trauriges Resultat erzielt?
Ich möchte noch ein kleines Beispiel geben: Das Waffenrecht. Ist in Deutschland eine hochempfindliche, superheilige Kuh. Deshalb kann es sein, daß man mich nicht versteht. Aber welcher Deutsche “weiß” nicht, daß man außerhalb seiner Landesgrenzen Revolver quasi im Supermarkt kaufen kann. Mindestens doch aber in so einem wilden Land wie Paraguay, oder? Im wesentlichen stimmt das auch: Man geht in einen Waffenladen, sucht sich irgendwas aus, läßt eine Kopie seines Ausweises da, bezahlt und nimmt seine Wumme mit - um den Rest kümmert sich der Waffenladen. Recht einfach, nicht? Aber vorsicht! Hat man vorher das Waffengesetz gelesen? “Sowas gibt es doch bestimmt in Paraguay gar nicht!”, wird man vielleicht sagen. Grottenfalsch! Wie gesagt: In Paraguay ist alles geregelt. Bloß halt auf die Holzhammerart. So ist es zum Beispiel schonmal verboten, die Waffe nach Hause zu transportieren. “Wie, was? Aber wie soll ich denn...??” Ja, das ist das Problem des frischgebackenen Waffenbesitzers. Der Staat wollte/konnte ja auch keine Loesung schaffen, sondern eine Fiskalisationsbasis. Nun, ich muß wohl nicht extra erwähnen, daß auch wegen tausend anderen “schweren Verstößen” gegen das Waffengesetz, wie z.B. das nicht rechtzeitige Verlängern der Waffenbesitzkarte, die Waffe sofort und dauerhaft durch die Polizei eingezogen werden kann. Am Ende des Waffengesetzes entlarvt der Gesetzgeber sich übrigens selbst: Wer möchte, darf seine Waffe dem Staat schenken. Prall, oder?
Wer jetzt zur Antwort gibt, daß man aber nicht übersehen darf, daß der große Vorteil an einem Land wie Paraguay ist, daß erstens die Gesetze praktisch nie in voller Härte angewandt werden und es zweitens im Notfall immer irgendwelche Wege und Lösungen gibt, hat durchaus Recht. Das klingt nach großer Freiheit, nicht? Ich armer Spießer sehe meine Freiheit in dem Recht, mich sicher bewegen zu können und nicht ständig aufwands- und wortreich mein Recht suchen und verteidigen und mich am Ende arrangieren zu müssen. Die große Freiheit, meine lieben deutschen Leser, kostet Zeit, Kraft und Energie, oft auch Geld und manchmal auch das Leben.
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